Dienstag, 3. April 2012

Von dreien, die nach Westen wollten, und im Norden rauskamen.

"Wie ist Georgien?"
Am Samstag war wieder so ein Tag, wo ich die ganze Zeit „wie georgisch, das gäb’s in Deutschland aber nicht!“ dachte, und das kam so:

„Wenn Nora eine Reise plant…“
Ungefähr Mittwoch: Kommt, wir (Lara, Adriana, ich, werauchimmerwill) fahren Samstag bis Sonntag nach Warzia!
Donnerstag: Man munkelt, in Warzia liegt noch zu viel Schnee, dann ist das doof, kommt, wir (Lara, Lukas, Adriana, Marek, ich, werauchimmerwill) fahren Samstag nach Gudauri und gehen dort im Schnee (sic!)spazieren!
Samstagmorgen: Hm, Lukas ist schon weg, Marek kann nicht, Adriana kommt erst mittags aus Ostgeorgien zurück, das wird doch alles nix. Kommt, wir (Lara, Adriana, ich) fahren nach Ananuri  (was das ist? Ja, keine Ahnung, wir fahren einfach mal hin).

àAuf geht’s nach Ananuri!

„Wenn drei kulturweit-Freiwillige durch Georgien tingeln…“
Als Ort und Zeit feststehen, geht’s also los. Wir treffen Adriana in Didube, einer der Haupt-Marschrutka-Bahnhöfe), dann machen wir uns auf die Suche nach der richtigen Marschrutka. Das ist nicht weiter schwierig, erstens stehen die Orte vorne dran, zweitens fragen einen ständig Leute, wo man hin will und bringen einen dann zur richtigen Marschrutka. Als wir also recht bald in der Marschrutka sitzen, müssen wir unter der Schwachstelle des Marschrutkasystems leiden: Es gibt nämlich keinen Fahrplan, sondern so ein Minibus fährt genau dann los, wenn er voll ist. Das kann bei einem kleinen Ort wie Ananuri auch mal ein Weilchen (anderthalb Stunden) dauern. Da sitzen wir also und warten und sitzen und warten und irgendwann erbarmt sich der Fahrer, loszufahren. In Richtung Norden, die georgische Heeresstraße in Richtung großer Kaukasus. Durch eine wunderschöne Berglandschaft, in der langsam der Frühling erwacht – vermute ich. Sobald wir losfahren, fallen wir alle drei nämlich sofort in den berühmt-berüchtigten Marschrutka-Schlaf. Komatös.
Wir wachen rechtzeitig auf, um das „Restaurant und Hotel Ananuri“ auf der rechten Seite zu sehen. Kurze Zeit später erreichen wir die Festung Ananuri – unser Ziel.

Ein etwas vertrockneter Stausee, eine Ruine, Staub, schöne Altgeorgische Inschriften, morsche Böden, durch die wir fast durchkrachen, ein Verlies, in dem Adriana ihren Wein zwischenlagert…

Ach, sowas kann man schwierig beschreiben. Es ist halt einfach eine schöne Burgruine, aber auch nix, wo man stundenlang spannende Dinge entdecken könnte. Also brechen wir irgendwann auf, hinunter ins Dorf. Im ersten Supermarkt fragen wir nach einem Restaurant, werden jedoch nur auf das, an dem wir ja schon vorbei gefahren sind, verwiesen. Naja, was solls, fragen wir halt gleich auch noch, wann denn überhaupt die letzte Marschrutka zurück fährt. Schwidi saati, sieben Uhr. Sehr gut, haben wir viel Zeit zum essen gehen. Wir marschieren erst mal weiter ins Dorf, wo es aber tatsächlich sonst kein Restaurant gibt. Jetzt den Berg wieder hoch, die Straße zurück, an der Burg vorbei bis zu dem Restaurant? Laufen? Näääh. Daumen raus.

Klappt auch, wie immer hier, sehr gut. Wenige Minuten später sitzen wir eingequetscht zwischen Skiern bei zwei Georgiern im Auto, deren Englisch sehr… bemerkenswert ist. Der Kommentar zu den Skiern: „We went swimming!“ Aha, achso. Der Kommentar, als wir paar Minuten später wieder aussteigen: „Nice to miss you!“. Aha, achso. Dieser Ausflug wird ja immer amüsanter.

Jetzt aber erst mal essen, wir haben ja immerhin schon eine lange Marschrutkafahrt und eine anstrengende Burgbesichtigung hinter uns! Im Restaurant werden wir auch schon freudig erwartet und sofort bis ganz nach oben unters Dach geleitet. Die letzte Treppe steige ich erst mal alleine hoch. Und da stehe ich, in einem winzigen Raum. In dem Raum steht ein Tisch, an dem Tisch sitzen viele alte Männer. Ähäm. Und nun? Etwas verwundert gehe ich die Treppe wieder runter und erzähle dem Typ, der mich hochgeschickt hatte, dass es dort keinen freien Tisch gibt. Antwort: „Achso, ich dachte, ihr gehört dazu, ihr seid doch auch Ausländer!“ Haha, nee, wir sind nicht die drei jungen Mätressen von den gealterten Russen da oben, zufällig nicht:D

Naja, Missverständnis aufgeklärt, kriegen wir also doch unsern eigenen Tisch. Und das Menü. Und weil wir so hungrig sind, bestellen wir halt mal ordentlich, Adriana muss ja das gute georgische Essen kennenlernen: Salat, Brot, Chinkali (Maultaschen), Chatschapuri in verschiedenen Sorten… Erst als wir nach und nach das ganze Zeug gebracht kriegen, dämmert uns, dass es vielleicht ein bisschen viel sein könnte. Ein bisschen sehr viel sogar. Um nicht zu sagen: viel zu viel. Aber hilft ja nix, jetzt ist das Zeug da, dann essen wir es auch. Getreu dem Motto „Immer nur so viel essen, wie mit aller Gewalt reingeht.“ Zwischendurch in dieser Völlerei sondergleichen fragt Adriana mal so nebenbei den Kellner, ob die letzte Marschrutka wirklich schon um 7 fährt (das wäre dann in 45 Minuten). „Nö du, die letzte ist vor ner Viertelstunde gefahren.“ oO „Und was machen wir jetzt?“ „Ich könnte das Paar dahinten fragen, ob sie euch mitnehmen, die kommen aus Tbilisi.“ 

Hm, wir essen erst mal weiter. Und weiter. So lange, bis das „Paar dahinten“ bezahlt und aufsteht und wir uns dringend entscheiden müssen. Also pfeifen wir den netten Kellner herbei, der dann in unserem Namen zu dem Paardahinten geht und mal so anfragt, ob man vielleicht, naja, son paar deutsche Mädels, die zu blöd zum organisieren sind, mitnehmen könnte. Kann man tatsächlich. Wir stopfen und also rein, was noch geht, zahlen so schnell wies geht und rennen dann dem Paardahinten hinterher, klettern in ihr Auto und versinken vor Peinlichkeit im Boden. Das Paardahinten, was jetzt das Paardavorne ist, findet das alles ziemlich lustig, wir auch. So können wir die Rückfahrt bequem im Auto genießen, fallen nicht in den Marschrutkaschlaf und kriegen somit sogar was von der schönen Landschaft mit.

In Tbilisi angekommen bestehen wir darauf, dass das Paardavorne Adrianas Weinflasche als Dank annimmt und fahren erst mal einkaufen. Weil wir leider viel zu viele Bananen kaufen, kaufen wir einfach noch viel zu viel Milch und Eis ein, machen uns Bananen-Milchshake, trinken Wein und warten, bis die Wohnung wieder voll ist, was erfahrungsgemäß nie lange dauert.

Tja, und schon ist wieder ein Samstag rum. Adriana, die bewundernswert reiselustig ist, ist jetzt schon weiter  nach Westgeorgien gezogen, gerade eben ist eine neue Mitbewohnerin eingezogen, ich bin in ein neues Zimmer gezogen (es ist so klein, als würde ich in einem Bett wohnen, aber supergemütlich!) und der Frühling ist in Tbilissi eingezogen. In zwei Tagen wird Solli (Schwester) für ein paar Tage nach Georgien ziehen. Winterstarre überwunden, juchuJ

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