Freitag, 19. Oktober 2012

Besser als die Russen!


[Deutsche Botschaft Tiflis, Georgien, irgendwann im Januar 2012]
Ich warte auf ein deutsches Visum (für eine Schülerin). Auf ein Deutsches Visum warten kann durchaus ein recht zeitraubender Vorgang sein, deswegen nutze ich die Zeit und lerne georgische Vokabeln. Früher oder später fällt das anderen wartenden Georgiern auf und ich gerate in das übliche „Was machst du hier und ja wie, du sprichst Georgisch?“-Gespräch. Diese Gespräche erlebe ich oft in Georgien und meist endet es damit, dass ich den Satz „Der Frosch quarkt im Wasser“ alias „baqaqi zqalshi qiqinebs“ („q“ steht für ein würgendes Knackgeräusch) deklamieren muss. Die Anwesenden sind begeistert ob meiner Georgisch-Kenntnisse und einer der Anwesenden ist völlig baff und beeindruckt: „Du bist besser als die Russen!“

[ein Teehaus in Doğubeyazıt, Osttürkei, im Juli 2012]

Wir reisen ein bisschen durch Kurdistan und treffen mitten auf der Straße – einen Deutschlehrer. Dieser ist Deutschtürke und begeistert, mal jemand anderen als „diese Türken“ zu treffen und läd uns auf ein Bier ein. Wir sind ehrlich gesagt auch ein bisschen froh, mal jemand anderen als „diese Türken“ zu treffen und sagen zu. Im Laufe des Abends reden wir natürlich auch über Sprachen, sagen unseren mageren türkischen Wortschatz (1-20, was kostet das, schönes Mädchen, fick dich) auf und unser Gegenüber ist begeistert: „Ihr klingt wie echte Türken!“

[ein Seminarraum in Jena, Deutschland, Oktober 2012]

Ich lerne jetzt Serbisch, in meinem Kurs sitzen neben ein paar Deutschen zwei Bulgaren, ein Russe, ein Grieche, ein Slowake und ein Südkoreaner. Wir fangen bei null an, stellen uns gegenseitig vor, zählen bis zehn. Ich freue mich, dass ich in Georgien gelernt habe, wenigstens täuschend echt so zu tun, als könne ich das R rollen. Ich freue mich, dass ich in Georgien doch des Öfteren Kyrillische Buchstaben gesehen habe und die meisten – zumindest passiv und in Großbuchstaben – drauf habe. Und ich merke, dass es nützlich war, wenn mir auf dem Markt in Tiflis keiner glauben wollte, dass ich kein Russisch, dafür aber Georgisch kann: Ich weiß so in etwa, wie Russisch klingt. Nach der Stunde fragt mich Ina aus Bulgarien, welche andere slawische Sprache ich denn schon spreche. „Keine!“ Sie kann es kaum glauben.
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Ich mag Sprachkomplimente, fiel mir die Tage so auf…


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