Dienstag, 29. Mai 2012

Mai Part I - ... und warum fährst du eigentlich so oft Taxi?

Die Sendung mit der Nora, heute unter anderem mit .. 
"-ein Westpaket von enormen Ausmaß
-ein Ausflug mit dem Auto nach Kachetien
-das Schulfinale des Vorlesewettbewerbs"

Ein Westpaket von enormen Ausmaß (3.Mai)
Am dritten Mai kam eine meiner Mitbewohnerinnen von einem kurzen Deutschland-Trip wieder, mit im Gepäck: Die Kosmetik- und Essensbestellungen der gesamten WG. Manche Dinge gibt es hier eben nicht: Tartex, günstige Apres-Sun-Lotion, Schwarzbrot,... Und so speziellere Dinge wie Haarsprühkuren. Oder die NEON. Eine aktuelle Süddeutsche. Milka. Kurz gesagt, gefühlt die Hälfte von Laras Koffern bestand aus Paketen von meiner Familie, die mir das komfortable Überleben für die nächsten Monate mehr als garantieren. 

Ein Ausflug mit dem Auto nach Kachetien (5.-6.Mai)
Schon seit ein paar Wochen mal angedacht und dann spontan realisiert: "Lass doch mal mit dem Auto einfach so drauf losfahren." 
Das war der Plan und wir haben ihn mehr als erfüllt. Nach einem lustigen Abend in diversen Bars und Clubs der Stadt sind wir alle fünf diszipliniert genug, am Samstagmittag gegen 12 loszufahren. Bevor es raus aus der Stadt geht, kaufen wir das Nötigste ein: Kekse, Schokolade, Wasser, Cola, den Rest gibt es überall in Georgien am Straßenrand. Anfangs fragt Gio, der am Steuer sitzt, immer mal wieder, wo wir denn jetzt wirklich hinwollen. Als die Antwort "Egal!" sich auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht ändert, akzeptiert er sie und wir fahren der Nase nach. Unsere Nasen zeigen nach Osten, Kachetien, die Weinregion Georgiens. Es ist Mai, einer der besten Reisemonate für Georgien, alles ist wahnsinnig grün, im Norden sehen wir die schneebedeckten Gipfel des großen Kaukasus, am Straßenrand Frauen, die Erdbeeren und allerlei andere Leckereien verkaufen, auf den Feldern wird geackert. Es läuft gute Musik. Und da ist er wieder, einer dieser Momente, wo ich denke, dass gerade nichts fehlt. Diese Art Moment, die ich in Georgien wunderbarerweise ziemlich oft erlebe.
Irgendwann ist uns nicht mehr ganz egal, wo wir hinfahren und wir spezifizieren: "Irgendwohin, wo es schöööön ist!" Wir fragen Georgier am Straßenrand ("Wo ists denn hier schööön?") und werden schließlich zu zwei Seen geleitet. Diese sind zwar künstlich angelegt, aber das kann man bei der Rundum-Kulisse mal gut vergessen. Kirschkern-Weitspucken, Flache-Steine-auf-dem-See-detschen, Schaukeln, ...
Beim zweiten See gibt es ein neu angelegtes Tourismusgebiet, das komisch ausgestorben wird: Noch ist es keine Saison, wann genau diese beginnen wird (2012? 2014?) ist nicht klar, schön ist es trotzdem. Aus dem Wald (wo offenbar ein Restaurant ist) hört man georgische Gesänge, man chillt in einer Riesennetzschaukel. Achja, achja. 
Wo schlafen wir eigentlich? Gucken wir mal, fragen wir mal, finden wir ein nettes kleines privates  Gästehaus (die übliche Unterkunft hier). Die Dame des Hauses tischt uns ein umfangreiches Menü auf, sogar vegetarisch, was in Georgien nicht selbstverständlich ist. Einziger Minuspunkt? Der ausgestopfte ich-glaube-es-war-ein-Luchs am Nebentisch, der nach ein paar Gläsern Bier so unangenehm untot wirkt. 
Am nächsten Tag fahren wir weiter, besuchen noch kurz ein paar weltwärts-Freiwillige (manche von uns landen im Dreck), beklettern ein Kloster und überfressen uns schließlich mal wieder am superleckeren georgischen Essen. 
Satt und müde komme ich zu spät zu einem skype-Termin nach Hause und denke mir, dass das Real Life doch irgendwie leckerer ist als das andere. 

Das Schulfinale des Vorlesewettbewerbs
Nää, ich reise gar nicht immer! Ich arbeite auch! Sehr viel sogar! Manchmal!
Nee, im Ernst, unter der Woche arbeite ich natürlich. Im Mai gab es da so das ein oder andere spezielle Projekt, und anderem eben den Vorlesewettbewerb für die 5. und 6.Klassen. An diesem Wettbewerb können Schüler aus ganz Georgien teilnehmen und meine Aufgabe ist es, die beiden besten Schüler unserer Schule ausfindig zu machen. Bewaffnet mit diversen Zungenbrechern und kleinen Geschichten mit großer Schrift über Elfen und Fußballer (hallo, Gender-Klischee!) mache ich mich zwei Wochen lang auf den Weg in alle fünften und sechsten Klassen der Schule - acht an der Zahl. 
Ich bin ja immer wieder begeistert über die süßen, putzigen Kinderchen, aber gerade die 5. und 6.Klässler sind super: Klein genug, um süß und begeistert zu sein, groß genug, dass ich mich mit ihnen verständigen kann. So tauschen wir Zungenbrecher aus (und offenbar ist es wahnsinnig witzig, wenn ich mich an den georgischen versuche) und lesen, bis ich aus jeder Klasse die zwei besten herausgesucht habe.
Diese Kinder bereiten sich dann zu Hause auf das Schulfinale vor, das ich zusammen mit ein paar Mädels aus der 10. organisiere: Jeder liest einen kurzen Text vor, den er vorher vorbereitet hat. Danach lesen die besten noch ein Stück aus "Die kleine Hexe" vor und relativ schnell stehen die Sieger für die beiden Jahrgänge fest. 
Beim Nationalfinale hat es leider nur für den 3. Platz gereicht, aber immerhin.

"...und warum fährst du eigentlich so oft Taxi?"
...fragte mich neulich ein Freund. Die Antwort hat zwei Aspekte, wovon der eine mit "billig", der andere mit "faul" zusammengefasst werden kann. Für meinen Schulweg (mit Fuß und Bus etwa 35min) brauche ich mit dem Taxi 10-20 Minuten (je nach Verkehrslage) und zahle umgerechnet etwa 1,50Euro. Das ist billig. Außerdem bin ich ja eher der verschlafene Typ, tendentiell faul und naja, es ist einfach bequem: Um ein Taxi zu nehmen, gehe ich aus der Haustür und winke dem nächsten Auto, das vorbeifährt, zu. Etwa 2/3 der Autos hier sind nämlich - inoffizielle - Taxen. 

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