Montag, 28. November 2011

Biete/Suche

Seit ich hier bin, verwundert mich immer wieder die Motivation der georgischen Schüler, Deutsch zu lernen. Natürlich gilt das nicht für alle, aber trotzdem. Oft werde ich von Deutschen gefragt, warum zur Hölle die Georgier denn Deutsch lernen. Die Antwort ist recht einfach: Weil sie nach Deutschland wollen. Viele hier wollen in Deutschland studieren und überhaupt ist Deutschland einfach das Paradies schlechthin - zumindest könnte es einem so erscheinen.
In Deutschland sind Schüleraustausche etwas ziemlich normales, allein meine alte Schule bietet England, Australien, Amerika und jetzt bald auch noch China an. Das kostet dann zwar auch ein bisschen was, aber es ist für viele möglich und es gibt viele Angebote.
Hier gibt es ziemlich wenig solche Angebote, hauptsächlich eins von YFU: Man zahlt etwa 5000€ und kriegt dafür den Flug, die Versicherungen und die Familie (im Wesentlichen). Was jedenfalls nicht dabei ist, ist Taschengeld. Das kann sich hier fast niemand leisten. Im Gespräch mit den 10.Klässlern kam mir deswegen die Idee, einfach selbst einen Austausch zu organisieren. Es muss ja nicht unbedingt ein ganzes Jahr sein. Aus der wagen Idee wurde *tadaa* Projekt.
Im März werden also zwischen drei und sechs Zehntklässler nach Deutschland reisen und dort 3 Monate bleiben.
Was ich biete, sind 6 hochmotivierte Bewerberinnen.
Was ich suche, sind noch Gastfamilien. 
Eine bräuchte ich noch im Vogelsberg, 3 weitere woanders.
Jetzt die Bitte: Wer irgendwelche Kontakte hat, Leute kennt, die vielleicht Lust drauf hätten etc: Meldet euch mal bei mir (am besten per Mail an nora_p@live.de), dann schick ich euch genauere Infos.

Freitag, 18. November 2011

(K)ein ruhiges Wochenende

So, nachdem ich eben einen ewig langen Text über das Freiwilligentreffen (lustig) in Signagi (schön, aber irgendwie nicht georgisch) geschrieben hatte, meinen Geburtstag (auch schön, aber irgendwie nicht geburtstig, weil die georgische Post noch Briefe und Päckchen irgendwo hat) auch erwähnt hatte und auf veröffentlichen geklickt hatte, war das ganze Ding weg. Ich bin deswegen grad leicht angepisst und fasse mich kurz:
Eeeeigentlich wollen wir letztes Wochenende nur gammeln, Plan misslungen, besseren Plan gefunden.
(Fotos folgen)

Freitag, 11. November 2011

Einmal Nirgendwo Bitte!

Am Samstag und Sonntag waren Lisa und ich auf einem Hiking Trip, den uns ein Bekannter empfohlen hatte. Unsere Infos vorher waren eher wenig: „Sneakers reichen, Schlafsack usw. kriegt ihr gestellt, es geht in so nen Nationalpark in der Nähe, kostet nicht mehr als 40 Lari (=20 Euro).“
Okay, alles klar. Freitag war unsere Motivation dafür eher auf nem Nullpunkt, weil es immer kälter wurde, wir immer müder wurden und irgendwie mal Bock auf ein Wochenende zu Hause hatten – lieber Bett&Buch als Berg&Bier. Zum Glück haben wirs trotzdem durchgezogen und standen am Samstagmorgen um halb 10 in der WG der Letten, die das Ganze organisieren. Ein paar von den Letten haben dann auch erstmal schön ein Bierchen gefrühstückt, während aus allen Ecken Couchsurfer gekrochen kamen, die relativ spontan auch mitgehen würden. Letztendlich waren wir eine Gruppe aus Letten, Engländer, Inder, Japanerin, Franzosen, Georgierin und eben wir Deutsche.
Gepäck und Proviant wurde verteilt, wir wurden in die Marschrutka gesteckt, ab gings. Erst mal raus aus der Stadt, rein in den kleinen Kaukasus. Nach einer Weile gabs die typische georgische „Wein-kauf-Pause“ in einem kleinen Dörfchen in 6-Liter-Kanistern. Man muss sich ja wappnen für eine Nacht in den Bergen. Die Letten schafften es auch weiterhin in der ruckeligen Marschrutka dafür zu sorgen, dass wir nachher nicht so viele Getränke schleppen mussten, die denken mit!
Kurz hinter einem Dorf – wir waren schon weit drin im Nirgendwo – blieb die Marschrutka im Matsch stecken und wir mussten also weiterlaufen. Der Weg war meistens recht gut, bisschen matschig halt, das mit den Sneakers war schon sehr optimistisch geplant.
Die Marschrutka gibt auf, doch wir fangen grad erst an!

Also rein in die Natur, wer braucht schon befestigte Wege, wer Aussichtsplattformen, wenns Berge mit Felsvorsprüngen gibt, wer Brücken, man kann doch auch mal durch einen Bach durchlaufen… Das ist also das echte Georgien – ohne dreispurigen Verkehr, ohne Lärm, ohne Smog. Fast wie Engelrod;D


Dann kamen wir irgendwann wieder in ein Minidorf, wo uns ein … Gefährt den Weg versperrte und der (wie ich später erfuhr) betrunkene Fahrer und überzeugte, hinten aufzusteigen (wir waren über zwanzig Leute mit Gepäck). Und ab ging die geilste Fahrt meines Lebens! Jetzt verstehe ich Rally-Fahrer. Achterbahnen und Co.? Alles künstliche Adrenalinerzeugung, die ich nicht so mag. Bei der Fahrt den Berg hoch, durch tiefen Matsch, durch Flüsse, Berge über nackten Stein hoch, unbeschreibliche Sekunden, wenn wir kurz rückwärts rollen, wenn wir nicht sicher waren, ob wir um die Kurve kommen, ob wir den Abhang rechts runter fallen, ob wir bei einem größeren Stein einfach raus geschleudert werden, ob uns in einem Moment, wo man nicht nach vorne guckt, ein Ast die Augen aussticht. Nochmal! Nochmal! Bzw.: Im Sommer definitiv nochmal!
Fahrt überlebt - weiter gehts

Irgendwann hat der Fahrer uns dann raus gelassen, wir sind noch ein bisschen weitergewandert, aber die Letten konnten nicht mehr so schnell und es fing an zu dämmern. Also haben wir unser Lager in der Nähe eines kleinen Dörfchens aufgeschlagen, Feuer gemacht und Zelte aufgebaut. Mit zwei anderen bin ich den Berg noch weiter hochgekraxelt, weil oben hat man ja bekanntlich den besten Ausblick. Und dort oben war dann einfach eine Art Kliff. Also, vor mir gings paar hundert Meter senkrecht runter, unter man hatte einen tollen Ausblick über einen riesigen Talkessel. Jaa, das war toll!
Was man nicht so gut sieht - da links gehts einfach nur runter!

Die Nacht war… hm^^ Ich sag mal so: Morgens um 7 aufwachen und feststellen, dass die Haare komplett triefnass sind und der ganze Schlafsack auch, weil es geregnet hat und das Innenzelt fast auf einem lag, ist nicht sooo der Burner. Sich dann noch 3 Stunden in der Mitte des Zeltes zusammenkuscheln und mit wieder trockenen Haaren aufwachen, dann schon eher:D Während der nach wars nass, kalt und eng, aber im Nachhinein hab ich scheinbar doch recht viel geschlafen.
Morgens sind wir dann zum Wasserholen ins Dorf gelaufen, wo ich die ganze Zeit nur „Ist ja wie in Bullerbü!“ und Lisa „Ist ja wie bei Petterson und Findus!“ sagte. Sprich, es sah aus wie vor hundert Jahren, abgesehen von paar Stromleitungen (die sie seit 20 Jahren erst haben) und viel, viel Plastikmüll überall. Auf jeden Fall interessant und wirklich schön. Interessant hätte es auch werden können, wenn wir die Chacha (Nationalschnaps, also falls sich noch jemand an den Mazedonischen Scheißdreck erinnert…)- Einladungen angenommen hätten;) Aber wir hatten ja noch einige Kilometer vor uns.
Das Dorf
Hier ist das alles noch ein bisschen anders, normale Autos kommen einfach nicht durch!

Einzelne waren erstmal damit beschäftigt die Erinnerungen an die letzte Nacht aufzufrischen, während andere ein Chacha-Frühstück genossen – ja, ich rede von den Letten:D Dieses Volk ist echt krass drauf:D
Der eine konnte dann auch leider nicht mehr laufen, so dass wir ihn erstmal liegen ließen und dann im nächsten Dorf die Polizei bestellten. In dem selben Dorf bestand auch eine Oma darauf, uns alle (again, über 20 Leute!) zu Kaffee und warmem Ofen einzuladen. Diese Gastfreundschaft ist einfach zu krass, Kaffee ist hier so teuer und wir alle hatten garantiert mehr Geld als sie, aber ein Nein wird nicht akzeptiert. Irgendwie extrem sympathisch!
Also, zu Hause kam ich matschig, kalt, erkältet – und vor allem glücklich an.
Dieses Land ist es einfach wert, gesehen zu werden und auch wenn es nicht größer als Bayern ist, bin ich mir sicher, dass man auch weiterhin jedes Wochenende etwas Neues angucken könnte.
Jetzt geht es morgen erst mal Richtung Osten, wo sich alle deutschen Freiwilligen, die gerade in Georgien sind, treffen. Bin gespannt, hoffentlich ist es da wärmer.
Leute, vergesst eure Uniprüfungen, bucht nen Flug hierher, die gibt’s ganz billig und rumreisen ist hier sowieso total billig. Es lohnt sich!

Montag, 7. November 2011

SCHNEE!

...regen.
Schlimm genug.
Ich saß heute nichtsahnend im Deutschunterricht der 5.Klasse, als ein Aufschrei durch die Klasse ging und alle ans Fenster rannten. Da standen sie also, freuten sich und brüllten irgendwas, was ich natürlich nicht verstand. Irgendwann fiel ihnen wieder ein, dass ja eigentlich Deutschunterricht ist, und sie brüllten von da an "Schnee!!!".
Oha. Oha oha oha, dachte ich mir. Winterstiefel hab ich aus Platzgründen nicht mitgenommen. Im Nachhinein nicht die schlauste Entscheidung.

Ja, heute ist zum ersten Mal Tiflis die tiefste Temperatur auf meinem Desktop, was ich verdammt traurig finde.

Donnerstag, 3. November 2011

Von einem, der auszog...


Es waren einmal drei Mädchen aus Deutschland. Die wohnten in einem kleinen Häuschen im fernen Georgien. Sie liebten es zu essen, und manchmal liebten sie es auch, vorher zu kochen. Und als der Herbst ins Lande zog, da leuchteten in allen Ecken und Winkeln der Stadt große, runde, orangene Kürbisse auf. Und so begab es sich, dass die drei Mädchen daraus eine Suppe brauen wollten.
Um dies nicht alleine zu tun, luden sie sich drei georgische Mädchen ein, die nicht wussten, was ihnen drohte, da sie noch nie ein derartiges Gebräu probiert oder gar selbst hergestellt hatten. 
So trafen sich die sechs Gestalten und versammelten sich um die 1,5 Kürbisse. Und sie schnitten, stochen, hackten und sägten, doch der Kürbis wollte einfach nicht nachgeben. 
Erst mit der gütigen Hilfe der Nachbarin, die ihnen ein scharfes Schwert übergab, konnten sie die Aufgabe lösen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, so spülen sie noch heute;)



Sommer, Palmen, Sonnenschein!


Was macht man, wenn das Wetter in Tbilisi gerade eher grau und nieselig ist, man aber Besuch aus Armenien hat und beweisen muss, das Georgien viel toller ist? Richtig, man fährt weg. Was bietet sich da an? So einiges! So wurde von unserer "Das müssen wir noch sehen"-Liste Kutaisi ausgewählt - immerhin die zweitgrößte Stadt des Landes. 
Vier Stunden Marschrutka, vier Stunden Geruckel, vier Stunden Gelache über meine Schlafpositionen, fast vier Stunden Informationen über die Geographie Georgiens von einem georgischen Geographie-Professort. Nein, nicht auf georgisch, das wären dann doch zu viele Gs in einem Satz und davon abgesehen ist unser Georgisch noch immer nicht perfektioniert. Also auf Russisch, weil das in Armenien ja jeder kann, also auch unsere kulturweit-Kollegin aus Armenien. 
Während der vier Stunden werden aus Bergen Hügel und aus roten Blättern grüne. Es wird Sommer, es wird schön, es wird Italien. ... Italien??
Naja, jedenfalls denke ich die ganzen zwei Tage nur an Urlaub (was an Palmen und strahlender Sonne liegen könnte). Find ich gut.
Außer gutem Wetter, netten Leuten (die uns entweder ihre Wohnung überlassen oder die Stadt zeigen), leckerem Essen und Palmen gibts in Kutaisi auch schöne Dinge drumrum. Im Reiseführer wurden uns echte Dinosaurierspuren sowie eine Tropfsteinhöhle empfohlen. Ja, warum nicht?

Berg bei Kutaisi
 Also marschierten wir am nächsten Tag zum Abfahrtsort der Marschrutka, die uns in den Nationalpark bringen sollte. Und warteten. Und warteten. Und warteten. Und lehnten fragwürdige Angebote von fragwürdigen Georgiern mit fragwürdigem Englisch ab. Und warteten.
Und fanden die richtige Marschrutka! Yeah!
Am Eingang zum Nationalpark machten wir den Fehler, uns in Gegenwart einer georgischen Schulklasse als Deutsche zu outen. Die Reaktionen waren so wie häufig: Zehn Minuten hörte man "Germanuli"-Gemurmel, dann 1,5 Stunden "Das ist gut! Das ist fantastisch!"-Gemurmel. Genug Mut, um uns anzusprechen hatten sie aber nicht;)
Die Dinospuren waren dann eher unspektakulär, das Gebrüll von der CD im Hintergrund macht es nicht unbedingt realistischer und die Dinofiguren, die dann im Wald aufgestellt wurden... naja. Immerhin brachte es uns dazu, mit Kindheitsirrtümern aufzuräumen: Ihr kennt doch "In einem Land vor unserer Zeit".
Danach stand die Tropfsteinhöhle an. An sich sehr hübsch, wie das Tropfsteinhöhlen so an sich haben. Etwas nervig war die wechselfarbige Neonbeleuchtung, die dem ganzen alles natürlich nahm. Aber dafür gabs gratis ein bisschen Glück aus einer Spalte, die mit ekligem Wasser gefüllt war (dass es eklig war, merkte man natürlich erst, nachdem man sich von "Das bringt Glück!" locken ließ...).
Jetzt hatten wir nach der Höhle noch ein bisschen Zeit und sind zu einer Aussichtsplattform hochgelaufen, die sich dann auch wirklich gelohnt hat.
Man beachte die sexy Schlappen und die gute Aussicht darunter!


Wieder zurück in der Stadt gabs noch mal lecker georgisches Essen und schon gings zurück in den (etwas) kalten Großstadtmief, ins Chaos, nach Hause:)