Mittwoch, 21. März 2012

Neues Halbjahr, neues Glück

Eins der vielen verfallenen und trotzdem schönen Häuser, ca 5 Minuten zu Fuß von meiner Wohnung
Ich habe manchmal das Gefühl, dass Zeitangaben im groben Sinne heutzutage nicht mehr nach Monaten getroffen werden sollten. Denn nicht mehr ein starrer Kalender mit Jahren, Monaten, Wochen und Tagen gliedert unser Leben. Nein, mittlerweile sind wir alle furchtbar flexibel, jederzeit erreichbar, Individuen, ja, ich will auf Facebook hinaus!
Ich glaube nämlich wirklich, dass wir keinen Kalender mehr brauchen.
Wie ich das meine? So:
Letztes Jahr im Sommer war Facebook geprägt von "Heute Abschiedsparty bei mir!" - "xy sollte dann jetzt mal Koffer packen, morgen gehts loooos!" - "Gut in Australien/Amerika/Honululu angekommen!!"
Im Herbst klang es eher nach "Erste Woche Studium - check!"
Im Winter folgte wahlweise "xy ist noch gar nicht in Weihnachtsstimmung", "xy trinkt gerade Glühwein" oder "xy hat gerade ganz viele Plätzchen gebacken!"

Momentan beherrschen im Wesentlichen zwei Themen meine Facebook-Startseite:
"Abi - check" und "sechs Monate bin ich jetzt schon in Australien/Amerika/Honululu".
Ersteres sind die Pseudo-13er und 13er, letzteres all meine kulturweit-Homies.
6 Monate. S e c h s   M o n a t e ! ! !
Tja, was soll man dazu sagen? "Alter Schwede" triffts ganz gut, find ich.
Sechs Monate, ist das viel oder wenig, "schon" oder "erst"? Ich verfolge ja so einige der Blogs meiner Mitfreiwilligen und kann glücklicherweise sagen, dass die meisten "schon" gewählt haben.

Heute hat eine Mitfreiwillige freudig verkündet, dass wir alle uns schon in 21 Wochen wieder sehen. 21 Wochen, das klingt verdammt wenig, finde ich. Bei mir ist es nämlich ein dickes, fettes "schon???". Ich kann nicht sagen, dass es die besten, am schnellstes vergangenen sechs Monate meines Lebens waren - bisher habe ich mein Leben nie in 6-Monats-Abstände eingeteilt. Ich kann aber sagen, dass ich
-ne Menge ziemlich tolle Menschen kennengelernt habt
-mich erfolgreich sechs Monate ernährt habe, ohne Papa, der kocht
-meine Wäsche jetzt selbst waschen kann
-mich grundlegend auf Georgisch verständigen kann
-mich mit der georgischen Post auf ein paar Grundsätze geeinigt habe
-bei Strom-/Gas-/Wasser- und Heizungsausfall überlebt habe
-die deutsche Grammatik hassen gelernt habe
-die georgische Schrift lesen, schreiben und lieben gelernt habe
-drei von vier Nachbarländern Georgiens bereist habe
...und so einige andere Dinge.
Hm, das klingt jetzt so sehr nach Fazit, als wäre das hier schon zu Ende, als wäre ich schon fertig mit Georgien.
Dem ist aber nicht so. Sind ja doch noch 21 Wochen. Und es gibt so einige Dinge, die mir noch bevorstehen:
Die georgische Sprache, die ich realistisch gesehen nie annähernd fließend beherrschen werde. Jeden Tag habe ich ein paar "Aha"-Momente, wenn ich ein Wort, dass ich nebenbei schon tausendmal gehört habe, endlich mal nachfrage.
Tbilisi, das ich mir schon lange nicht mehr aus rein touristischer Sicht angeschaut habe. In den letzten Wochen sind ja einige neue Praktikanten angereist, für die ich ein bisschen Touriführer gespielt habe. Trotzdem habe ich sehr viele Ecken noch nie gesehen.
Generell Georgien, das noch einige Ecken bereithält, in nahezu allen Himmelsrichtungen.
Besuch aus Deutschland, der in den nächsten Wochen mit Adriana (kulturweit-Freiwillige in Belarus), Solli (Schwester) und Mama gleich dreifach ansteht. 
...und so einiges anderes. 

Zu diesem Möchtegernfazit kommen jetzt (und zwar wirklich jetzt, aus den ganzen "morgens", die ich besonders gern am Ende von Posts verwende, wird ja doch nich was) noch ein paar Fotos, die ich heute bei einem Streifzug durch die Stadt gemacht habe: 
Plastiktüten - vorwiegend pinke - gibt es hier immer und überall bei jedem Einkauf. Ich bin mir sicher, dass sie Importgut-No-1 sind! Die Tradition, sie in Bäume zu hängen, soll wohl Glück bringen. 

Blick von einem Park auf das Stadtviertel Saburtalo, in dem meine Schule ist. Ich mag das Viertel wirklich sehr gerne, die ganzen Wohnblöcke haben so was von einem Hochhauswald:)

Eine Seltenheit in Georgien: Straßenkünstler. Musiker sieht/hört man hier oft, aber Schauspiel o.Ä. habe ich heute zum ersten Mal gesehen.

Dass so ein Fahrzeug plötzlich im Weg steht, passiert öfter mal.

NIEMAND fährt hier Fahrrad. Und in dem Park, in dem das Foto entstanden ist, gab es auch keine Autofahrer, weswegen mir der Sinn des Fahrradstreifen ziemlich unklar ist. Trotzdem schön;)

"Wohnungen" in der Nähe meiner Schule

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