Mittwoch, 12. Oktober 2011

Der Rat des Weisen – Wer Spaß haben will, muss auch arbeiten

Wie mir ein überaus gelehrter Herr mit wahnsinnig viel Lebenserfahrung (aufgrund seines hohen Alters) vor kurzem sagte: „Man kann nicht nur rumreisen, man muss auch wirklich irgendwann mal was arbeiten ... boa, der war gut.“ (Volker, ich durfte doch mal zitieren, oder?)

Recht hat er, vor allem mit dem letzten Teil!
Aber auch ein bisschen mit dem Anfang, also dachte ich mir, ich erzähl euch mal ein bisschen von meiner Arbeit hier. Ja, Arbeit.

Und zwar ist das so, dass ich jeden Tag hier von ca. 9 bis 15 Uhr in der Schule bin, der 195.Öffentlichen Schule Tiflis, um genau zu sein.
Anfangs bestand meine Aufgabe vor allem darin, mal alle Deutschklassen ein bisschen kennenzulernen, sprich, im Unterricht zu sitzen, zuzugucken und dekorativ „deutsch zu sein“. Teilweise war das nicht ganz so spannend, was letztendlich mit dazu führte, dass ich jetzt tatsächlich jeden Morgen „Kaffee“ (alias Instantkaffee) trinke. Diese Sucht, diese Sucht… Nunja, Lehrerkrankheit? Hilfe, dabei bin ich doch nur Praktikantin!!! Bei manchen Klassen klappt es jedoch auch ohne Kaffee ziemlich gut. Entweder liegt das dann daran, dass die Leute einfach gut sind, motiviert und sympathisch, oder daran, dass sie vielleicht auch gut sind, aber in erster Linie LAUT! „Maaas, maaaas, maaas!“ So klingt der Deutschunterricht in der 3. Klasse zum Beispiel meistens.“Mas“ bedeutet anscheinend „Lehrer“, aber eigentlich ist einem völlig egal, was sie schreien, solange sie schreien. Allgemein herrscht an meiner Schule ein extremer Lautstärkepegel. Leute, wir haben uns immer über die scheiß 5.-bis 11.-Klässler aufgeregt, dabei war das echt nichts! Hier ist das nämlich so, dass es keinen Schulhof gibt und die Schüler quasi die ganze Zeit in den Gängen rumhängen müssen. Dazu kommt, dass keine Pause länger als 10 Minuten geht, also rennen die jüngeren eigentlich die ganze Zeit nur rum und brüllen und die Lehrer müssen dem dann versuchen auszuweichen.
Ich bin ja dafür, dass hier einfach verpflichtende Pausen-Energizer (Liegestütze oder so:D) eingeführt werden, vielleicht kann ich das demnächst mal vorschlagen, denn offen für Vorschläge ist man hier immer. Ob das dann durchgeführt wird, naja.
So, nochmal zu meiner Arbeit. Mittlerweile (nachdem ich schon über drei Wochen hier bin!), muss ich natürlich keine Klassen mehr kennenlernen. Stattdessen liegt es jetzt an mir, was genau ich machen will. Zum einen kann mich überlegen, auf welche Klassen ich Lust habe, und zum anderen eben, auf WAS ich Lust habe. Es geht vor allem um Projekte (Projekte, Projekte! kulturweit wäre begeistert!) und so kurze Unterrichtseinheiten. Wirklich selbst unterrichten kann und soll ich nicht, ist halt mit meinen Georgisch-Unkenntnissen auch schwierig. Solche Projekte sind dann zum Beispiel: Ein Film über Tbilisi, den ich gerade mit der 8.Klasse drehe, die Teilnahme am „weltweit lecker“- Projekt mit einer 7.Klasse und so weiter. Außerdem bin ich jetzt dafür zuständig einem 12-jährigen Mädchen aus Griechenland, das gerade hergezogen ist und nur griechisch und englisch kann, Deutsch so gut beizubringen, dass sie mit ihren Klassenkameraden, die seit vier Jahren Deutsch lernen, mithalten kann. Es gibt also durchaus was zu tun.

Praktikanten-Schüler-Verhätnis;)
ich und shopping-Crew. Ja, war bisschen kalt;))
Außerdem ist es natürlich auch meine Aufgabe, irgendwas zwischen Lehrer und Schüler zu sein und deswegen auch mal mit den 10.-Klässlerinnen shoppen oder spazieren zu gehen;)

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