Dienstag, 14. Februar 2012

ვაიმე დედა - (Vaime deda, wie der Georgier sagt)

Eigentlich sollte dieser Post unter "Reisen" gelabelt werden. Eigentlich wollte ich darüber schreiben, dass wir letztes Wochenende endlich mal wieder raus aus der Stadt waren.
Aber dann habe ich beschlossen, mal ein bisschen zu jammern.

Ich sitze auf meinem Bett, eingepackt in Schlafsack und Bettdecke, ich atme aus, ich sehe meinen Atem.
Ich sitze mit meinen Mitbewohnerinnen zusammen auf unserem Sofa, eingemummelt in Decken, wir gucken ein Krimi, ich gehe ins Bett, weil ich im Wohnzimmer so zitter.
Ich möchte einen Brief schreiben und muss mich erstmal selbst motivieren, raus zu gehen, in mein Lieblingscafe, wo es geheizt ist, wo meine Finger nicht einfrieren.

Jaja, wir haben eine Heizung in der Wohnung. Kann man nur nicht benutzen, weil sie erstens sehr uneffektiv ist (zu hohe Wände und zu viele Türen und zu schlecht isolierte Fenster, als dass sie wärmen könnte) und zweitens dafür sorgt, dass es im oberen Stockwerk regnet (Kondenswasser...). Außerdem befindet sich diese Heizung nur im Wohnzimmer, nicht aber in meinem Zimmer.

Vor ein paar Tagen habe ich mir das Thermometer aus der Schule ausgeliehen und nachgemessen. Ich hatte recht mit dem, was ich vor ein paar Tagen als Witz auf unser Nutellaglas geschrieben habe: Raumtemperatur 6-8°

Was tut man also? Suppen kochen, riesige Töpfe voller Borsch. Tee trinken. Kaffee trinken. Abwarten, auf den Frühling.

Ja, ich weiß, in Deutschland ist es viel kälter als hier - angeblich! Okay, minus 15 oder gar 20 hatten wir noch nicht, aber ich rede hier ja auch nicht von Außentemperaturen.
Ich finde ja, dass der Winter jetzt ausreichend demonstriert hat, was er so drauf hat. Jetzt könnte der Frühling mal dasselbe tun. Und Aussagen wie "Der März ist der schlimmste Monat in Georgien!" werden selbstverständlich ignoriert.

So, fertig gejammert, jetzt zur guten Nachricht:
Gestern Mittag ist die erste georgische Austauschschülerin gut in Deutschland angekommen!
Verehrte Leser, ich fordere euch jetzt alle zum Tanzen auf: Ein Freudentanz für Gwanza, die jetzt drei Monate in Deutschland leben darf, und einen Sonnentanz für Nora, die keine Lust mehr auf Winter hat!
(Und ganz kurz habe ich gerade mit dem Gedanken gespielt, auf dieses Schlusswort noch "Just Dance" von Lady Gaga zu verlinken, aber das muss ja nun wirklich nicht sein!)
Ich versprechs, bald kommen wieder positivere und interessantere Posts, aber zu mehr bin ich grad nicht in der Lage.

2 Kommentare:

  1. Glückwunsch, dass trotz der vor kurzem durchklingendem Frustration das Projekt jetzt erfolgreich angelaufen ist!

    Ich kann dein Klagen auf jeden Fall nachvollziehen. Das Leben in unserem Auto sieht ähnlich aus - ein kurzer Auszug:

    Eine Standheizung gibt es nicht, die Heizung läuft nur beim Fahren) und heute morgen beim Aufwachen waren es -17°C.
    Im Dachzelt haben sich aus dem gefrorenen Atem fragile Eisfiguren gebildet, unsere Wasserkanister beherbergen Eisberge und Äpfel und andere Früchte haben die Konsistenz von Sorbet - gar nicht so schlecht.
    Die Fenster haben Dank Kondenz eine Eisschicht von innen (!) und die Türen lassen sich nur mit Not aufstemmen.

    Damit konnte ich dein Leiden wohl leider nicht mindern, hoffentlich aber ein klein wenig in Relation setzen können ;)

    Liebe Grüße aus Serbien,
    Ricardo

    PS: Über ein georgisches Borschtsch Rezept würde ich mich freuen.

    AntwortenLöschen
  2. Danke;)

    Ja -17° haben wir hier ja glücklicherweise nicht, aber heute hat eine Georgierin, die bei uns zu Besuch war, mal einen entschiedenen Anruf beim Vermieter gemacht, der kommt jetzt morgen vorbei und hoffentlich können wir wenigstens nen Mieterlass raushandeln.

    Eine Frage: Warum genau fahrt ihr im Winter los?;)
    Und Borschtsch-Rezept ist machbar, demnächst dann mal.

    AntwortenLöschen