Dienstag, 24. Januar 2012

Guten Morgen, Dekadenz! - Wieder in der Schule

Vier Wochen Weihnachtsferien, das klingt viel länger, als es tatsächlich ist. Wenn man nacheinander die Türkei, Armenien und dann auch noch die georgischen Berge bereist, gehen die nämlich ziemlich schnell rum. So stand mir gestern schon wieder der "erste Schultag" bevor: Um 7 Uhr aufstehen, durch eine eiskalte Wohnung, in eine kalte Schule...
Klingt wiederum schlimmer, als es ist. Okay, an der Grausamkeit von "7 Uhr" ist nicht zu rütteln, aber wenn man sich selbst austrickst (Wecker ins Wohnzimmer legen, da hat man die halbe Strecke durch die kalte Wohnung hin zur warmen Dusche schon hinter sich und rennt nicht wieder zurück ins Bett), durchaus schaffbar. Dann also Frühstücken. Jetzt ist es ja so, dass wir drei alle direkt von "Hotel Mama" in den WG-Zustand übergegangen sind. Da passiert es dann schon mal, dass man Montagmorgen feststellt, dass kein Brot im Haus ist und nur noch ein paar armselige Haferflocken. Fast wäre ich hungrig aus dem Haus gegangen - aber MOMENT! Da steht doch noch ein guter Batzen Schokotorte im Kühlschrank! Den hatte mir meine Mentorin am Abend davor geschenkt und getreu dem beliebten Spruch "Wenn sie kein Brot mehr haben, sollen sie doch Kuchen essen!" begann der Tag also mit einem Stück Torte!
In der Schule haben sich nicht nur die süßen kleinen Kinderchen gefreut, dass ich wieder da bin, sondern vor allem auch die "Wächterin". Das ist eine sehr alte, sehr dicke, sehr verkrumpelte Frau, die guckt, dass kein Schüler zu früh aus der Schule abhaut. Und genau die freut sich schon jedes Mal einen Ast ab, wenn ich morgens "Gamardshoba!" - also Hallo - sage. Nach einem "Willkommen zurück"-Küsschen hat sie mich gestern dann noch gefragt, wie's mir geht ("Rogor char?") und ich hab ganz routiniert, wie man das nach vier Monaten im Land halt ist, mit "Gut!" ("K'argat!") geantwortet, woraufhin sie fast in die Luft gesprungen ist vor Freude über meine unglaublichen Sprachkenntnisse.
Ähnlich begeistert über meine Sprachkenntnisse waren zwei Georgier, die ich gestern in der Visastelle der Deutschen Botschaft, wo ich wegen des Schüleraustauschs war, getroffen habe. Als ich erzählt hab, dass ich Georgisch lerne, haben sie die Frage gestellt, die Georgier dann immer stellen: "Kannst du schon Frosch auf Georgisch sagen?" Frosch. Das heißt "bayayi", wobei jedes Ypsilon wie eine Mischung aus k, r, ch und "ich hab nen Frosch im Hals" klingen muss. Wie auch immer, ich kannte das Spiel ja schon, habe mir also brav den Hals wundgekrächzt und tadaa - sie waren voll des Lobs: "Wow, du kannst das richtig gut! Viel besser als die Russen!"
Na, wenn das mal nichts ist!

1 Kommentar:

  1. Da merkt man erstmal, wie wichtig es ist, dass man eine Heizung in der Wohnung hat und sich auch im Winter wohlfühlen kann.

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