Mittwoch, 11. Januar 2012

Lass mal nach Armenien fahren...

Herzlich Willkommen in Armenien!

An Silvester morgens um vier kamen Lisa und ich wieder in Tbilissi an. Ursprünglich hatten wir große Pläne für Silvester, die mit kochen, den beiden Jungs und feiern gehen zu tun hatten. Dann gab’s aber ein paar Probleme, so dass wir unsere Pläne umschmissen, und es ein sehr entspanntes Silvester mit wunderbarem Blick über ein funkensprühendes Tbilissi, Wein, Wein, Wein, richtig (!) leckerem Essen und Leuten, die wir bis dahin gar nicht bzw. kaum kannten, wurde. Aber es war immer noch Silvester und Silvester bringt nun mal mit sich, dass man an den Tagen danach erst mal ausschlafen muss.

Ein paar Tage nach Silvester kam Lara, die Dritte in der WG, aus Deutschland zurück und wir konnten unsere Ferien planen. Dies taten wir, indem wir mal kurz in Gyumri/Armenien anriefen und uns ein Nachtquartier für den nächsten Tag sicherten. So ging es Mittwochmorgen mit der Marschrutka Richtung Süden. Gyumri hat zwar etwa 150.000 Einwohner, ist aber – gerade zur Zeit des orthodoxen Weihnachtens – sehr verschlafen im Vergleich zu Tbilissi. Aufwarten konnte es allerdings mit Schnee, sodass wir unsere Tage dort vor allem mit Winterspaziergängen verbrachten.

Wenn man den Weg nicht mehr findet, einfach den Gleisen folgen - und den Ausblick genießen!



Weil es in Gyumri nicht so viel zu entdecken gibt, fuhren wir dann auch schon recht bald weiter nach Jerewan, in die Hauptstadt. Armenien und Georgien haben einige Gemeinsamkeiten (auch wenn sie gegenseitig immer behaupten, dass sie total unterschiedlich – ergo besser – sind): Ein auf den ersten Blick vollkommen unverständliches Alphabet zum Beispiel. Oder eine ähnliche Küche. Ein niedrigeres Preisniveau als Deutschland. Hauptstädte, in denen es zwar Hugo Boss, aber kein H&M gibt. Gastfreundschaft

Und damit sind wir schon beim wichtigsten Punkt, der unseren Aufenthalt in Jerewan sehr geprägt hat. Am ersten Abend saßen wir in einem Restaurant, dass eher westlich als armenisch war, aber gutes Essen hatte. Als wir gerade den Nachtisch bestellen wollten, erreichte uns eine Nachricht per Zettel, den uns der Kellner gab: „Hey Mädels! Kommt ihr zufällig aus Deutschland?...“ Wir fanden das in erster Linie lustig und antworteten, schließlich kam einer der Jungs an unseren Tisch: Eduard, Armenier, der seit 9 Jahren in Deutschland wohnt und Chirurg ist. Und am nächsten Tag unser Reiseführer wurde. Wir hatten ja keine Ahnung, was man sich in Jerewan so angucken sollte, wo man isst, wo man trinkt – wir wussten nichts, er (und seine Freunde) wussten natürlich alles und hatten zu dem ein Auto. Perfekt.

Die armenische Gastfreundschaft geht so weit, dass es uns als Mädchen und Gäste im Land auf keinen Fall erlaubt war, auch nur ein Glas Wasser selbst zu bezahlen. Das mag jetzt vielleicht finanziell gesehen gut klingen, ist aber in Wirklichkeit doch eher unangenehm, weil wir natürlich viel mehr verdienen als der durchschnittliche Armenier. Wir hatten jedoch erstens wirklich keine Chance, das abzulehnen, und zweitens ist Eduard wie gesagt Chirurg, das hat unser schlechtes Gewissen ein wenig beruhigt.

So gerieten wir jedenfalls total zufällig an perfekte „Guides“, die uns zu wichtigen Denkmälern (als Gegenstück zur Mutter Georgiens gibt’s natürlich auch eine Mutter Armeniens), Orten (Gedenkstätte für den Genozid zum Beispiel) und guten Restaurants führten.

Im Niemandsland zwischen Armenien (links) und Georgien (rechts)
Schon nach knapp vier Tagen war unser Spontanurlaub auch schon wieder vorbei, aber dafür, dass wir vollkommen uninformiert losgefahren waren, was das auch vollkommen in Ordnung. Armenien ist von Georgien aus echt unkompliziert zu erreichen, das Visum kauft man für 6€ an der Grenze, die Fahrt dauert etwa 4 Stunden, eigentlich nicht viel anders, als wenn wir nach Westgeorgien fahren würden. Demnach habe ich fest vor, im Sommer nochmal rüber zu fahren. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen