Donnerstag, 15. Dezember 2011

Im Land des Weihnachtsmannes

Weihnachtsstimmung in Helsinki


Am Freitagabend war der Plan folgender: Ich wusste, wo meine Marschrutka abfahren würde,  meine finnische Freundin Asiya hatte meine Handy Nr und würde sich dann Samstagmorgen bei mir melden. Eigentlich kein Problem in Sicht. Aber mein Mini-Finnland-Trip wurde um einiges chaotischer als erwartet, dabei hatte ich bei der Konstellation Nora und Asiya schon einiges an Chaos erwartet.
Es begann mit der Marschrutkafahrt durch die Nacht. Um mich rum saßen nur Russen, alle Ansagen bezüglich Grenze, Pausen etc. wurden demnach auf Russisch gemacht und meine einfache Anweisung war „Follow the group!“. Also saß ich in der Marschrutka, stöpselte mir die Ohren zu, versuchte zu schlafen und folgte der Gruppe. Meine Erinnerung an die Fahrt ist sehr lückenhaft und verschwommen. Das liegt einerseits daran, dass ich von den Tagen davor vollkommen übermüdet war, andererseits daran, dass es zwischen Petersburg und Helsinki zwei Stunden Zeitunterschied gibt, obwohl die Städte sehr nah aneinander liegen. Eine Idee des russischen Präsidenten, die ich nicht so wirklich toll finde. Es verwirrt, sehr sogar.

Irgendwann in der Nacht kamen russische Grenzbeamte mit fetten Pelzmützen rein und kontrollierten die Pässe, ich glaube sogar mehrfach.
Irgendwann in der Nacht waren wir an einer Grenzstation. Die Gruppe ging hinein, ich folgte. Der weibliche Teil der Gruppe ging aufs Klo, ich folgte. Die Gruppe ging durch Kontrollen und wieder in der Marschrutka, ich folgte.
Irgendwann in der Nacht waren wir an einer anderen Grenzstation (ich vermute mal die finnische). Die Gruppe tat Dinge, ich folgte.
Irgendwann in der Nacht waren wir an einem Duty- Free- Shop. Die Gruppe ging shoppen, ich folgte, konnte mich aber davon überzeugen, dass es Rittersport auch in Finnland gibt und höchstwahrscheinlich billiger als dort.
Irgendwann am Morgen erreichten wir Helsinki und die Gruppe schlief noch zwei Stündchen in der Marschrutka. Und weil Marschrutkaschlaf bekanntlich der Gesündeste ist, folgte ich und schlief.

Als es dann neun Uhr Ortszeit war, Asiya sich noch immer nicht gemeldet hatte und die Gruppe sich auf zwei Leute inklusive mir reduziert hat, beschloss ich, mal eine eigene Entscheidung zu treffen. Ein Kaffee im McDonalds, sonst hatte noch nichts auf.
In den nächstes zwei Tagen gab es ein kleines Problem: Ich hatte Asiyas Nummer nicht und mein Handy funktionierte in Finnland einfach nicht. Sie wiederum hatte das Problem, dass sie nicht wusste, dass ihre SMS nicht ankamen, sie keine Möglichkeit hatte, ins Internet zu gehen und deswegen davon aus ging, dass ich meine relativ wagen Pläne "Ja du, wir sehen uns dann in Helsinki" umgeschmissen hatte. Erstmal war das ziemlich nervig, im Nachhinein finde ich es zwar schade, dass ich deswegen Asiya nicht wiedertreffen konnte, aber letztendlich hatte ich ein richtig schöne Zeit in Helsinki, die ich sonst nicht so gehabt hätte.
Wenn man mit einem riesigen Wanderrucksack im Winter durch Helsinki stampft, fällt man auf und lernt Leute kennen. Einen israelischen Ex-Basketballspieler zum Beispiel, der momentan einer Freundin bei einem Friseurstand aushilft und mir kostenloses Internet besorgte. Oder Chinesen, die man im Hostel trifft, in das man dann doch gehen musste. Oder Security-Leute am Bahnhof, die einem ein Hostel empfehlen. Oder oder oder. Es war meine erste „Allein reisen“-Erfahrung und es stimmt: Alleine lernt man doppelt so viele Leute kennen wie sonst. Weil man ja nicht alleine bleiben will und dementsprechend Leute kennen lernen will und muss.

Zur Stadt: Wie schon in Petersburg habe ich nicht viel vom Hellen gesehen, weil die Sonne gegen 10 auf und gegen 15 Uhr unter geht. Aber es weihnachtete sehr und die Finnen sind sehr stolz darauf, dass der Weihnachtsmann aus ihrem Land kommt. Also habe ich ein bisschen Weihnachtsmarktstimmung genossen, ein bisschen (viel) Geld ausgegeben (Euros sind ja SO ungewohnt!), und mich einfach durch die Stadt treiben lassen.

Helsinki war in zweierlei Hinsicht ein Abschluss: Erstens natürlich der Abschluss meiner Zwischenseminar-Extended-Reise, der Reise Richtung Westen. Anderseits machte es auch ein bisschen meine Skandinavientour vom Sommer komplett, wo ich Dänemark, Schweden und Norwegen erkundet hatte. Und auch Helsinki kommt mit Petersburg zusammen in die Kategorie „War da, muss nochmal hin“. Als ich in Helsinki dann in den Flieger Richtung Tbilisi stieg, war ich trotz all der schönen Stunden und Eindrücke in Russland und Finnland einfach nur froh, bald wieder zu Hause zu sein. Zu Hause, in Georgien.

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