Donnerstag, 15. Dezember 2011

Petersburg – Nachts

Caro und ich und die Blutskirche

Nein, es wird in diesem Blogeintrag nicht um die berühmten „Weißen Nächte“ gehen. Im Winter sind in Petersburg nämlich nicht nur die Nächte, sondern eigentlich auch die Tage schwarz.
Das führt unter anderem zu schwarzem Humor und der führt allgemein immer zu einer Menge Spaß. Und den hatten wir.

Der erste Abend war für die Banja (russische Sauna) reserviert. Und Banja könnte genauso gut SaunaXXL oder so heißen. Es gibt da die eigentliche Sauna, dann natürlich Umkleiden, Bad etc. Soweit, so gut. Aber das ist noch längst nicht alles. Eine russische Sauna bietet alles, was das Herz begehrt: Fitnessraum, Billiard, Bar, Doppelzimmer, …  Die Doppelzimmer führten zu zwei elementaren Fragen: „Kann man die Nutten an der Kasse zusammen mit Badeschlappen bestellen oder muss man die selbst mitbringen?“ und noch wichtiger: „Zahlt kulturweit das? Gehört das dann zu Übernachtungen? Oder zu ‚kulturelles Programm‘?“ Fragen über Fragen, die man bei einer guten Partie Profi-Billiard vergessen kann: „Wir machen das jetzt einfach so: Jeder Knall ein Punkt!“
Schon vor dem Saunagang wurde uns von den Laubbüscheln zum „Abklopfen“ erzählt. Naja, manche kennen den Unterschied zwischen abklopfen und zuschlagen nicht – aber hey, ist gut für die Durchblutung!
Die so entstandene gute Laune nahmen wir dann noch mit in eine schöne kleine Bar irgendwo in Petersburg, wo wir den Abend ausklingen ließen.

Nein, kein Goldfischglas - ein 3-Liter-Bier-Krug
Donnerstagabend stand dann mal „echte“ Kultur an: Der Nussknacker. Mein zweites Ballett (Schwanensee hatte ich in Tbilisi ja gesehen). Und ich fands richtig toll. Ich habe vom Ballett ja keine Ahnung, aber allein die Kulisse, die Kostüme und das Orchester. Ohja, da hab ich tatsächlich das gute alte Auswahlorchester vermisst:) Zwar waren einige von uns auch ein bisschen damit beschäftigt, nicht einzuschlafen, aber das heißt ja noch lange nicht, dass die Aufführung schlecht war.
Danach gingen wir typisch russisch japanisch essen: Sushi, für mich zum ersten Mal. Ich muss sagen, so richtig geil fand ich’s nicht. Umso besser war dann die Fortsetzung des Abend in einer richtigen russischen Kneipe, die uns Hannes (Freiwilliger in Petersburg) zeigte. Der erste Eindruck: Oha, die Russen! Auf den Tischen räkelten sich Polizisten, andere fotografierten das. Wir haben das dann einfach mal unter "andere Länder, andere Sitten" abgestempelt, ignoriert und das super Spezialangebot „Bestell 3 Liter Bier, spar 10%“ genossen. 
Zum bestellten Bier gab es Trockenfisch, der dafür, dass er tot und getrocknet war, noch ziemlich lebendig aussah. Man soll ja nicht mit Essen spielen, aber da wir die Fische eh nicht als essen ansahen… Ich lass mal die Fotos sprechen. Nach der legendären „Der Fischverteiler als solcher kämpft für Ethik und Moral!“-  Aktion auf den Straßen, Pfützen und Türschlössern Petersburg beendeten wir den Abend im Hostel mit dem letzten Rest des Chachas (georgischer Nationalschnaps). Daraus gelernt haben wir: Chacha gemischt mit frischem Früchtetee kann man machen, muss man aber nicht. Und direkt vorm Schlafengehen ergibt es auch nicht so richtig viel Sinn.



Am Freitagabend hieß es dann für mich schon wieder Abschied nehmen. Der Tag war der letzte Seminartag, wir alle schauten ein bisschen in die Zukunft, schrieben „To Do“- Listen und ich glaube, die meisten von uns hatten auch schon ein bisschen Heimweh nach ihrem Land. Nach dem offiziellen Ende starteten Caro und ich eine exzessive Shoppingtour: Weder in Novosibirsk noch in Tiflis gibt es schließlich H&M, außerdem musste Caro mir die besten russischen Läden empfehlen – ganz im Sinne von „in eine neue Kultur eintauchen“, finde ich;) Wir beendeten das ganze traditionell mit ein paar Blini, um dann noch ein bisschen Sightseeing zu machen. Eigentlich wollten wir uns noch mit ein paar anderen an der Basilika (Blutskirche) treffen, das klappte aber nicht. Na gut, machen wir eben ein paar „Ich war da“- Fotos und machen dann das, was wir immer machen: Mädchengespräche bei zwei Double Cappuccinos für den Preis von einem (was dann in etwa deutschen Preisen entspricht) im кофе хауэ! Dann hieß es für mich auch schon Abschied nehmen: ich wollte ja noch weiter nach Helsinki um dort meine Freundin Asiya, die ich aus Holland kenne, zu treffen. Ich hatte mir einen Platz in der Nacht-Marschrutka reservieren lassen und musste deswegen gegen 22 Uhr los.

So richtig kennengelernt habe ich eher die anderen Freiwilligen als Petersburg. Ein bisschen schade ist das zwar, aber meine Chancen, mir Petersburg bald nochmal genauer anzugucken, stehen gar nicht so schlecht: Allzu teuer sind die Flüge nicht und ich habe jetzt die besten Möglichkeiten, an ein Visum zu kommen:)

1 Kommentar:

  1. Gut, dass du so schön schreibst. <3
    "Jeder Knall ein Punkt!"
    Ich hab mich gerade so weggeschmissen.
    Und dich verlinkt, meine Liebe!!! <3

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